Vom 22. bis zum 25. Juni 2006 fanden die ersten Uelser Bronzezeitage statt. Neben einigen Vorträgen erhielten die zahlreichen Besucher nachhaltige Eindrücke vom Alltag und von Techniken der Bronzezeit. Bronze ist eine Legierung aus ungefähr 9 Teilen Kupfer und einem Teil Zinn. Die Technik der Bronzeverarbeitung (Guss, Treiben, Härten, Schleifen) kam vor ungefähr 4000 Jahren in unsere Gegend. Hier beschäftigt sich Frank Trommer mit einer zweischaligen Gussform aus Speckstein.
In solchen Schmelzöfen wurden Temperaturen von über 1200 Graderreicht. Dies reichte aus, um Kupfer und Zinn zum Schmelzen zu bringen.
Nicht ganz so heiß ging es beim Fischeräuchern zu: Im bronzezeitlichen Räucherofen werden diese Forellen bei knapp 80° C in ungefähr 4 Stunden fertig. Die Fische wurden von Jörg Nadler gefangen und zubereitet, der mit seiner kompletten bronzezeitlichen Fischereiausrüstung aus dem hohen Norden angereist war.
Die Fische bereicherten wie schon vor 3000 Jahren die Abendmahlzeit mancher Grafschafter Familien.
Dazu gab es unter anderem einen Salat aus Linsen und Wildkräutern, aromatisch und nahrhaft. Diese und andere Kreationen wurden serviert von Hildegard van’t Hull und Stäffi Böker, beide vom Verein Archae.
Und neben dem allgegenwärtigen Met, der auch schon für diese Zeit anhand von Pollen in Gefäßen archäologisch nachgewiesen ist, gab es auch alkoholfreie Getränke. Die Holunderbrause wurde aus frischen Holunderblüten mit Wasser, Honig und Sauerampfer aufgesetzt. Sehr zur Nachahmung empfohlen!
Solche Einbäume wurden verwendet ...
... z. B. um Reusen auszulegen,
... oder dem Fischer (Jörg Nadler) das Harpunieren seiner Beute zu ermöglichen.
Wichtige Alltagsgeräte wurden aus Ton gefertigt. Wunderschönes Design: Import aus der so gen. Unstrut-Gruppe, einer Kulturgruppe der Jungbronzezeit im heutigen Thüringen.
In solch einem Feldbrand wurden die Tongefäße bei 800-900°C im sauerstoffarmen Milieu von der Töpferin Kerstin Kirmse schwarz gebrannt.
Zur Herstellung von Schmuck und Geräten verwendete man vor 3000 Jahren neben der Bronze und dem Feuerstein auch Knochen, Gehörn oder Geweih von Tieren. Hier eine Auswahl schöner Stücke von Andreas Voigt.
Auf einem Gewichts-Webrahmen (an dem Hilke Schwarze arbeitet) entstanden in einer speziellen Technik mithilfe von so genannten Webbrettchen Bänder, Gürtel und Borten. Solche Brettchen sind tatsächlich zuerst in der Jungbronzezeit nachgewiesen.
Vorher musste die Wolle natürlich mit der Handspindel gesponnen werden (an der Spindel: Dagmar van’t Hull vom Verein Archae). Diese Technik war jahrtausende lang bis zur Einführung des Spinnrades im Spätmittelalter gebräuchlich.
Luxuriös: Färben der Wolle in einem Bronzekessel (ebenfalls von Dagmar van’t Hull durchgeführt). Solche Kessel waren sehr wertvoll und wurden aus dem Süden importiert.
Dort, im Bereich der Urnenfelderkultur, gab es auch entsprechend reich ausgestattete Krieger, mit viel Bronze und viel Macht… so präsentiert sich Steve Lenz.
Aber auch hier gab es Bronzewerkzeuge: Typisch ist für diese Region und die Jungbronzezeit das Tüllenbeil, das von Thomas Hanke vom Verein Archae auf einen knieförmigen Schaft gesetzt wurde.
Seit der Sesshaftwerdung vor 6000 Jahren bis in die Zeit um Chr. Geb. wurde das Getreide - mühsam genug – auf solchen Schiebemühlen aus Granit gemahlen.
Der Archäologe Joachim Schween entlockte der Lure (einer Nachbildung eines Moorfundes aus Garlstedt bei Bremen) eine erstaunliche Vielfalt von Naturtönen. Besonders beeindruckend: der auf- und abschwellende Dauerton, der mithilfe der so genannten Zirkularatmung erzeugt wird.
Meist aß man ja Brei – aber zu festlichen Gelegenheiten – wie in der Gegenwart während der Ersten Uelser Bronzezeittage – gibt es natürlich dieses leckere Brot! Gebacken wurde es in rauen Mengen und hervorragender Qualität von Jürgen Bocian vom Verein Archae.